"Stabbrandbomben"

Die Stabbrandbombe im Zweiten Weltkrieg: Die Waffe des Feuersturms ?

1. Funktion und Aufbau
Die Stabbrandbombe (oft als Elektron-Thermit-Stab bezeichnet) war eine kleine, leichte Brandbombe, entwickelt, um in großen Stückzahlen abgeworfen zu werden und maximale Brandstiftung zu verursachen.
Funktion
Die Bomben wurden meist in Bündeln aus den Flugzeugen abgeworfen, was ihre Effektivität drastisch erhöhte. Sie waren primär als Entzündungswaffe konzipiert, die ihre volle Wirkung nur im Zusammenwirken mit brennbaren Materialien (insbesondere Holz) entfaltete.
1. Durchschlag: Der etwa 0,6 kg schwere Stahlkopf durchschlug typischerweise Dächer und landete oft auf Dachböden oder in oberen Stockwerken.
2. Zündung: Mittels eines Aufschlagzünders wurde beim Auftreffen der Brandsatz ausgelöst.
3. Verbrennung: Die Hülle aus einer Elektron-Legierung (Magnesium und Zink) bildete den eigentlichen Brandsatz, der mit Thermit gefüllt war. Elektron entzündet sich bei hohen Temperaturen und brennt extrem heiß (>1000^\circ C) und intensiv.
Aussehen
Die Bomben waren klein und handlich, was ihren massenhaften Einsatz ermöglichte:
• Form: Ein schmaler, stabförmiger Körper, oft mit sechseckigem oder achteckigem Profil.
• Länge: Typischerweise um die 50 bis 55 cm lang.
• Gewicht: Sehr leicht, meist nur um die 1 bis 1,8 kg (4 Pfund).
• Leitwerk: Am hinteren Ende befand sich ein kleines, aus dünnem Blech bestehendes Leitwerk zur Stabilisierung des Falls.

2. Die Gefahren: Das Entfachen des Feuersturms
Die größte Gefahr der Stabbrandbomben lag in ihrer Masse und ihrem Folgeeffekt.
• Feuersturm-Potenzial: Die gleichzeitige Entzündung hunderter oder tausender Brandherde in einem dichten Stadtgebiet führte zu einer sich selbst verstärkenden Katastrophe: dem Feuersturm. Durch die extreme Hitze entstand ein gewaltiger Sog, der Frischluft ansaugte und die Flammen unkontrollierbar machte.
• Durchdringung: Durch ihre Bauweise konnten die Bomben gewöhnliche Dächer durchschlagen und Feuer an schlecht zugänglichen Stellen wie Dachböden entfachen, wo oft gelagerte Gegenstände ideale Brandlasten darstellten.
• Erweiterte Gefahren: Später wurden auch Weiterentwicklungen mit einem zusätzlichen Sprengkopf eingesetzt (z. B. die B 2 EZ). Dieser detonierte nach wenigen Minuten und sollte die Löscharbeiten der Helfer zusätzlich behindern oder diese direkt gefährden.

3. Der Umgang, das Handeln und Löschen
Der Kampf gegen die Stabbrandbomben war eine unmittelbare Aufgabe des Zivilschutzes (Luftschutzhelfer) und der Bevölkerung.
Handeln bei Angriffen (Luftschutz)
Wichtig war die sofortige Reaktion, um die Entstehung von Großbränden zu verhindern:
• Sandschutz: Als eine der wichtigsten Vorsorgemaßnahmen wurde die Einrichtung einer Sandschicht (oder Löschwasserbecken) auf Dachböden empfohlen, um einschlagende Bomben zu mildern und einzudämmen.
• Priorität: Die Helfer mussten schnellstmöglich den Einschlagort lokalisieren und das Brandgeschehen eindämmen, bevor es sich auf die Holzkonstruktion ausbreiten konnte.
• Blindgänger: Durch Qualitätsschwankungen gab es eine hohe Quote an Blindgängern (bis zu 40%), die nach dem Alarm schnell mit einer speziellen Brandbombenzange entfernt und an einen sicheren Ort (oft ins Freie) befördert werden mussten, wo sie kontrolliert ausbrennen konnten.
Löschen der Brandbombe
Da die Bomben Magnesium enthielten, war das Löschen mit Wasser extrem gefährlich:
• Kein massives Wasser: Bei Kontakt mit Wasser kann brennendes Magnesium heftig reagieren, sich weiter ausbreiten oder sogar explodieren (Knallgasreaktion). Deshalb durfte nur sehr sparsam oder gar nicht mit einem Wasserstrahl gelöscht werden.
• Sand und Abdeckung: Die empfohlene Löschmethode war das Abdecken der brennenden Bombe mit Sand. Der Sand erstickte das Feuer nicht, konnte aber die Hitze eindämmen und die Ausbreitung auf umliegende brennbare Materialien verzögern, bis die Bombe ausgebrannt war.
• Auskühlen lassen: Die Bombe brannte selbstständig relativ schnell aus. Ziel war es, die unmittelbare Umgebung zu schützen und die Bombe zu isolieren, anstatt sie schnell löschen zu wollen.
Die Stabbrandbomben waren somit keine tödliche Waffe im Sinne einer Sprengbombe, sondern eine strategische Waffe, deren Ziel es war, durch Tausende von kleinen Bränden die Feuerwehren zu überfordern und Städte durch flächendeckende Brände unbewohnbar zu machen.

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