"Wassergasse"

"Wassergasse"

Die „Wassergasse“ – Ein Tunnel der Hoffnung im Feuersturm

Stellen Sie sich vor: Nach einem verheerenden Bombenangriff, bei dem Tausende von Stabbrandbomben niedergegangen sind, brennt eine ganze Stadt. Die Hitze ist unerträglich, die Flammen schlagen meterhoch, und der entstehende Feuersturm saugt den Sauerstoff aus den Straßen. Ein Inferno, in dem jede Flucht unmöglich scheint.
Genau mit dieser albtraumhaften Realität sahen sich die Feuerwehrleute – damals oft als Feuerschutzpolizei bezeichnet – während des Zweiten Weltkriegs konfrontiert. Ganze Straßenzüge wurden durch diese flächendeckenden Großbrände zu tödlichen Fallen. Eine Evakuierung oder gar ein Löschangriff aus nächster Nähe? Praktisch undenkbar.

Eine effektive Taktik

Inmitten dieses Chaos entwickelte sich eine geniale, wenn auch verzweifelte Taktik: die* „Wassergasse“*.
Dabei ging es nicht darum, den gesamten Brand zu löschen, sondern schnell eine geschützte Zone zu schaffen. Feuerwehrleute positionierten dabei mehrere Strahlrohre entlang der Straße nebeneinander und richteten deren Wasserstrahlen so aus, dass sie eine Art Tunnel bildeten. Dieser dichte Vorhang aus Wasser und feinem Sprühnebel hatte eine doppelte Funktion:
• Hitzeschutz: Das Wasser schirmte Menschen und Einsatzkräfte vor der intensiven Strahlungshitze ab. Bei einem Feuersturm kann diese Hitze in wenigen Metern Entfernung ohne Schutz * tödliche Verbrennungen*dritten Grades verursachen.
• Rettungsweg: Der so erzeugte Wassertunnel diente als eine Art „grüne Linie“ mitten durch die Hölle, durch die noch eingeschlossene Menschen in Sicherheit gebracht oder verletzte Kameraden geborgen werden konnten.
Für diese lebensrettende Maßnahme gab es klare Anweisungen bezüglich der benötigten Pumpenleistung, der Abstände der Strahlrohre und der effektiven Strahlrohrführung. Nur so konnte garantiert werden, dass der Schutzschirm der Gasse auch unter extremem Druck standhielt. Zudem war die durchgängige Wasserversorgung für mehrere parallel arbeitende Strahlrohre – oft über lange Wegstrecken und unter Einsatz mehrerer Pumpen – eine immense logistische Herausforderung.

Geschichte zum Anfassen

Gerade wenn man sich mit historischen Feuerwehrfahrzeugen beschäftigt, wird die Herausforderung dieser Einsätze besonders greifbar. Es ist faszinierend, wie diese Einsatzkräfte mit der Technik von damals unter unmenschlichen Bedingungen Rettung leisteten.
Ein direktes Zeugnis:
Ein besonders spannendes Detail ist der Fund an meinem eigenen Oldtimer: Die Aufzeichnungen und Daten der Wassergasse an der Geräteraumtür meines Schweren Löschgruppenfahrzeugs (SLG) von 1941 sind ein direktes, stilles Zeugnis dieser Zeit. Ein SLG wurde genau für diese Szenarien konzipiert. Solche originalen Notizen zeigen, wie schnell und präzise diese lebenswichtige Taktik im Einsatz umgesetzt werden musste.
Die „Wassergasse“ ist damit viel mehr als nur eine historische Löschtaktik. Sie ist ein Symbol für den Mut und die Improvisationskunst der damaligen Feuerwehrleute, die ihr Leben riskierten, um andere vor dem Feuertod zu bewahren. Es macht uns nachdenklich und erfüllt uns mit tiefem Respekt, wenn wir uns vorstellen, welchen Gefahren diese Generation von Einsatzkräften täglich ausgesetzt waren.
Um diese Taktik und die kritische Situation, in die sich die damaligen Einsatzkräfte begaben, besser zu veranschaulichen, habe ich mittels KI eine bildliche Darstellung erstellen lassen.

Celler Bullen

Hier geht es rund um die Restauration von Feuerwehr-Fahrzeugen – meine Celler Bullen!

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